Skandinavien 2019 Teil 4

Nach 2 Tagen Fahrpause und ein paar längeren Spaziergängen vernahmen wir am Samstagmorgen (24.8.2019) wieder den Ruf der Straße. Wir sind ja nach Norwegen gekommen, um das Land etwas zu erkunden und nicht nur an einem Platz zu stehen. Aber die beiden fahrfreien Tage waren notwendig.
Das nächste Ziel war Ålesund, das an der Küste liegt und sich über 3 Inseln erstreckt. Die Wahl des Stellplatzes fiel auf den kleinen Parkplatz auf dem Aksla, welcher der Hausberg der Stadt ist. Wir hatten großes Glück, dass seitlich des Parkplatzes noch ein kleiner Schotterplatz frei war, auf den unser Harry gerade so darauf passte. Von hier oben hat man einen atemberaubenden Blick auf die Stadt, muss jedoch wenn man die Stadt zu Fuss erkunden will 418 Stufen den Berg runterlaufen und anschließend wieder hoch, um wieder zu seinem Fahrzeug zu kommen. Aber es lohnt sich dort oben sein Basislager aufzuschlagen. Steigt man die Stufen hinunter und durchquert einen kleinen Park, erschließt sich einem dann sofort das Zentrum mit der Fußgängerzone und dem Jachthafen.


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Sie hält immer noch Ausschau nach ihrem Geliebten, der auf dem Meer blieb.

Abends jedoch sollte oben auf dem Aksla verbracht werden. Wenn bei Anbruch der Dämmerung unten in der Stadt allmählich die Lichter angehen und die Landschaft sich einen bläulichen Mantel umhängt, ist das wirklich sehr faszinierend. Wir zogen uns erst bei völliger Dunkelheit wieder in unseren Harry zurück.Am nächsten Morgen beglückte der Himmel die Region wieder mit etwas Feuchtigkeit, für uns das Zeichen weiterzuziehen. Trotz vieler Wolken kam aber im Laufe des Tages fast nichts mehr herunter und die Fahrt durch diese Landschaft machte richtig Freude. Allerdings nur bis kurz vor Molde, denn da passierte es dann! Sehenden Auges wurde unser Harry mit uns Dreien an Bord ziemlich rasch von den Fluten des Fjordes, an dessen Ufer wir entlang fuhren, verschlungen. Keine Sorge, alles ist wieder in Ordnung und wir haben überlebt, auch Harry geht es gut. Denn nur die Straße, auf der wir uns befanden, ging auf einmal in die Tiefe und querte in einem Tunnel den Fjord. Schönes Gefühl wenn man weiß, dass nun sehr viel Wasser über einem ist, und ja es ist auch ein schönes Gefühl auf der anderen Seite dann wieder das Tageslicht zu sehen.:)) In Molde angekommen, fuhren wir noch 5 km den Berg hinauf zu einem Aussichtspunkt. Dort kann dann der Blick frei über Molde, die Fjordlandschaft und die dahinter liegenden Berge schweifen. Oben angekommen sahen wir zunächst aber erst einmal nichts, denn wir standen hier in den Wolken. Erst im Laufe des Abends klarte es sich dann auf. Hier sollte man sich auf keinen Fall den Sonnenaufgang entgehen lassen, sofern gute Sicht herrscht, auch wenn dann der Wecker schon um 5 Uhr früh zum Aufstehen auffordert.Nicht nur der Morgen an diesem Tag fing gut an, auch schien nun fortan die Sonne und die Tagestemperatur erreichte doch tatsächlich sommerliche 28 Grad. Auch das gibts in Norwegen Ende August. Bei diesen überaus positiven Begleitumständen befuhren wir die erst Anfang der 2000er Jahre fertiggestellte Altlantikstraße. Diese führt ab dem Örtchen Bud zuerst der Küste entlang und dann über zahlreiche Brücken durch das Inselreich vor der Küste in Richtung Kristiansund. Die Landschaft ist ähnlich wie im Schwedischen Schärengebiet, nur dass die Berge im Hintergrund ein ständiger Begleiter sind. Diese Route sollten man nicht auslassen, denn sie führt durch eine imposante und sehr schöne Region in Norwegen. In der Nähe von Karvag verließen wir am Nachmittag die Hauptroute und fuhren auf eine der vielen Inseln hinaus, wo wir an einem Picknickplatz einen schönen Stellplatz fanden. Hier konnten wir gegen 21 Uhr dann noch der Sonne zuschauen, wie sie langsam als roter Feuerball im Meer versank.Weiter ging es am nächsten Morgen nach Kristiansund. Oh weh, schon wieder wurden wir von den Fluten verschlungen und durften dafür auch noch ein paar Kronen abdrücken, denn kurz vor Kristiansund verschwindet die Staße erneut unter einem Fjord. Ab Kristiansund hätten wir unser nächstes Ziel Trondheim bequem und zügig auf der E39 erreichen können, aber in anbetracht des schönen Spätsommerwetters entschieden wir uns der Nebenstrecke 680, die entlang der Küste verläuft, zu folgen.Wir wollten einfach noch einen Tag am Meer verbringen. Einen geeigneten Platz zum Verweilen entdeckten wir allerdings erst nach Mittag, als wir einem Hinweisschild zu einem historischen Punkt folgten, der auf der Insel Skardsøya liegt. Hier fanden wir einen kleinen Picknikplatz mit Bänken und wunderschönem Blick aufs Meer. Da wir hier völlig alleine waren entschlossen wir uns spontan einen Wasch- und Reinigungsnachmittag einzulegen. Dank unserer neuesten Erungenschaft, einer elektrischen Wäscheschleuder, trocknete die Wäsche dann unterstützt von etwas Wind und Sonne in nicht einmal einer Stunde.Gegen Abend machte ich mit unserer Milka dann auf den Hinweisschildern zu den historischen Punkten zu folgen. Beide sind geprägt von Leid und unmenschlichem Tun. Der erste liegt direkt am Strand. Hier kamen nach dem 1. Weltkrieg ein Bauer mit zwei seiner Söhne ums Leben, als sie einem Sprengmeister dabei halfen eine angeschwemmte Seemine zu entschärfen. Am zweiten Ort zeugen noch heute mehrere Bunkeranlagen vom Wahnsinn des 2. Weltkrieges. Hier hatte die deutsche Wehrmacht eine Flagstellung gebaut, von der aus sie feindliche Schiffe und Flugzeuge beschoss. Hier tritt der menschliche Wahnsinn mal wieder offen zutage.Trotz dem schönen Wetter zog es uns diesen Abend recht schnell in unseren Harry, denn wir wurden von Kriebelmücken attackiert, deren Bisse doch äußerst unangenehm sind.Der Wettergott war uns auch am darauffolgenden Tag wohlgesonnen, bis auf ein paar wenige Wolken schien den ganzen Tag die Sonne und auch die Temperaturen bewegten sich im sommerlichen Bereich. Nachdem wir der Inselwelt den Rücken gekehrt haben und die E39 wieder erreicht hatten, führte unsere Route wieder durchs Gebirge mit einem Hochtal in dem mehrere Stauseen eingebettet sind. Danach kam allerdings der Staßenabschnitt, vor dem uns am meisten graute! Wir mussten durch das Tal der Orks hinunter an den Trondheimfjord fahren. Zum Glück war es Tag und dadurch war die Gefahr doch relativ gering auf einen oder mehrere dieser Gestalten mit ihren Wargen zu treffen. Wenn die uns erwischt hätten, wäre es sehr wahrscheinlich unser Ende gewesen, denn schließlich bin ich nicht Aragon und Sabine ist nicht Galadriel aus Herr der Ringe, die wissen wie man mit solchen Gestalten umgeht. Ob unser Wachhund Milka da was hätte ausrichten können bezweifle ich doch stark, da sie ja mehr ein „bewache mich bitte Hund“ ist. :))
Kurzum wir kamen gut durch das Orkdal durch. Auf einen Besuch von Trondheim haben wir verzichtet, da wir uns von dieser Stadt außer Shoppengehen nicht viel versprachen. Ob wir den dortigen Dom gesehen haben oder nicht war uns nicht wichtig, wir haben schon viele solcher Gebäude gesehen. Einen ruhigen Platz für die Nacht fanden wir dann etwas nördlicher, an der aus dem frühen 20. Jahrhundert stammenden Festung Hegra, die auch im 2. Weltkrieg eine Bedeutung hatte. Angeschaut haben wir die Anlage aber nicht. Wir haben es nicht so mit solchen Plätzen, zumal ich ja am Tag davor schon so etwas angeschaut habe.
Am Donnerstag übernahm dann zeitweise der Herr des Regens mal wieder das Wettergeschehen. War für uns aber nicht sehr tragisch, da es nun für 2 oder 3 Tage hieß, Strecke machen auf der E6 in Richtung Norden! Der Polarkreis ruft und hoffentlich dann auch das Nordlicht. ? Die E6 ist ab Trondheim derzeit auf weite Strecken eine große Baustelle, da sie zum Teil parallel zur jetzigen Trasse neu gebaut wird. Immer wieder steht durch Ampelregelung nur eine Spur für den Verkehr zur Verfügung.Donnerstagsabends quartierten wir uns auf einem großen Schotterplatz neben einem Fussballplatz ein. Der größte Teil des Platzes war durch große Feinschotterhaufen belegt. Was wollen die mit dem vielen Schotter hier? Den Platz neu machen? Die Antwort bekamen wir gegen 18 Uhr. 2 Traktoren mit Schaufelladern und Kippanhängern und ein großer Baustellenfrontlader trafen auf dem Platz ein. Als ich die Fahrer der Fahrzeuge fragte, ob wir stören und wegfahren sollen, war die Antwort: Wenn es uns nicht stört, dass sie mit ihren Fahrzeugen bis gegen 21 Uhr ständig neben uns vorbeifahren um den Schotter ein Stück weiter hinten in die neue Loipe einzubauen. Also hatten wir den Abend 2 Fernsehprogramme parallel am Laufen, und das bei strömenden Regen. Auf der einen Seite von Harry die Schottertransporter, auf der anderen Seite das Trainingsprogramm der Jugendmanschaften des örtlichen Fußballvereins. Aber pünktlich um 21 Uhr wurden beide Fernsehprogramme beendet.Am Freitagabend nach vielen Kilometern auf der Baustellen E6 erreichten wir schließlich den Polarkreis und übernachteten gemeinsam mit weiteren Wohnmobilen auf dem dortigen Parkplatz. Eigentlich hatte ich mir Hoffnung gemacht in dieser Nacht die Aurora Borealis sehen zu können, aber mit einsetzender Dunkelheit zog sich der Himmel mit zum Teil dichter Bewölkung zu. ?Am nächsten Morgen ging es nur noch wenige Kilometer auf der E6 weiter. Kurz vor Rognan bogen wir dann in Richtung Saltstraumen ab, um uns am Skjerfjord für das Wochenende auf einem kleinen Platz zu stellen und hoffen, dass wir nachts doch einige Wolkenlücken erwischen um das Nordlicht zu sehen. Derzeit könnten die Nordlichter sehr intensiv werden, da momentan der Sonnenwind heftig weht. Am heutigen Samstag (31.8.2019) arbeitete die Sonne Teilzeit, immer wieder schoben sich Wolken über den Fjord um ihre feuchte Fracht abzuladen. Aber in der kommenden Nacht ist bestimmt keine Wolke mehr am Himmel und die Nordlichter werden dann die Landschaft verzaubern! Warten wir es ab, ob es so kommt.

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